DigitalKompass
DigitalKompass – Orientierung für den digitalen Wandel mit Mirko Peters.
Einführung in Learning Analytics
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Einführung in Learning Analytics

Das größte Missverständnis über Learning Analytics ist nicht die Technik. Es ist die Annahme, dass Datensammeln allein reicht. Falsch. Ohne den Schritt zur praktischen Anwendung, ohne Evaluation, bleiben Sie mit Tabellen voller Zahlen zurück, die keinem Studenten weiterhelfen. Heute schauen wir genau hier hin: Wie Sie Lern-Daten nutzen, um zu handeln – und nicht nur zu analysieren. Denn die eigentliche Kraft von Learning Analytics beginnt erst nach der Sammlung.

Warum Daten allein wertlos sind

Warum sammeln über 80 Prozent der Bildungseinrichtungen Daten, nutzen aber nur rund 20 Prozent davon tatsächlich zur Verbesserung des Lernens? Die Zahl klingt fast absurd, aber sie spiegelt die Realität wider. Institutionen investieren viel Geld, Zeit und Infrastruktur in die Erfassung von Datenpunkten, doch am Ende bleibt das meiste davon ungenutzt in Datenbanken liegen. Genau hier entsteht das Paradoxon: Wir sind datenreich, aber handlungsarm.

Das Grundproblem beginnt oft schon in der Haltung gegenüber Zahlen. Viele Entscheider sehen Daten nicht als Werkzeug, sondern als Ziel. Man ist stolz darauf, Systeme mit detaillierten Protokollen zu haben, mit Exportfunktionen und komplexen Tabellen voller Kennzahlen. Aber das bloße Anhäufen von Informationen macht den Lernprozess nicht besser. Daten sind Mittel, keine Trophäe, die man präsentieren kann. Wenn sie nur gesammelt, aber nicht interpretiert werden, füllen sie zwar Speicherplätze, schaffen aber keinen erkennbaren Mehrwert.

Stellen Sie sich ein Learning Management System vor, das akribisch Klicks dokumentiert, Login-Zeiten speichert und jede abgegebene Abgabe verfolgt. Innerhalb weniger Monate sammeln sich Gigabytes an Rohdaten, die niemand je ansieht. Administratoren exportieren vielleicht einen Report am Ende des Quartals, sehen Spalten mit Hunderten Zeilen, und das war’s. Kein Muster wird erkannt, keine Maßnahme eingeleitet, kein Kurs angepasst. Genau hier zeigt sich die Sackgasse: Daten ohne Auswertung sind wertlos.

In der Forschung und im Praxiseinsatz taucht deshalb immer wieder der Ausdruck „Data Rich, Insight Poor“ auf. Das fasst das Problem präzise zusammen. Wir ertrinken in Zahlen, aber die entscheidenden Einsichten fehlen. Die Analogie ist simpel: Ein Thermometer misst Temperatur, aber wenn niemand daraus ableitet, ob geheizt oder gelüftet werden sollte, bleibt es ein Stück Plastik ohne Nutzen. Genau dasselbe passiert mit Learning Analytics, wenn wir nur messen, ohne Handlungen folgen zu lassen.

Besonders in Zeiten, in denen jedes Tool vermeintlich Analysefunktionen bietet, steigt die Gefahr, sich in oberflächlichen Kennzahlen zu verlieren. Klickzahlen sehen beeindruckend aus. Kurven über durchschnittliche Login-Dauer können hübsch wirken. Doch welche konkrete Entscheidung leitet eine Lehrkraft daraus ab? Hier erkauft man sich nur die Illusion von Kontrolle, während die eigentliche Handlungsebene ausbleibt.

Ein weiteres Muster ist, dass Tabellen mit Daten oft als „Beweis“ dienen, aber nicht als Ausgangspunkt für eine Verbesserung. Ein Rektor präsentiert stolz die Datentiefe des neuen Systems in Sitzungen, aber es bleibt bei der Symbolik. Im Unterricht merken Lehrkräfte davon nichts, und Studierende haben keine spürbare Verbesserung im Lernprozess. Die Distanz zwischen Datensammlung und realer Unterrichtsgestaltung ist eine Lücke, die Systeme allein nicht schließen.

Ein konkretes Beispiel: In einem Unternehmen wurden alle Trainings auf ein neues LMS verlagert. Es gab Berichte über Teilnahmen, Abbruchquoten und durchschnittliche Quiz-Zeiten. Nach einem Jahr stellte sich heraus, dass zwar Unmengen an Informationen vorlagen, aber keine Anpassung des Curriculums vorgenommen wurde. Führungskräfte wussten zwar, wie viele Teilnehmende sich eingeloggt hatten, aber nicht, warum bestimmte Kurse nie abgeschlossen wurden oder welche Inhalte besonders schwierig waren. Der vermeintliche Fortschritt der Digitalisierung blieb ein Papiertiger.

Genau das ist der Kern des Problems: Wir verwechseln Aktivität mit Wirkung. Datensammlung selbst wirkt produktiv – Speicherkapazitäten füllen sich, Reports werden generiert, Dashboards blinken. Aber dieser Aktivismus übersetzt sich nicht automatisch in bessere Lernergebnisse. Er ist eher eine Vorstufe, eine notwendige Bedingung, aber kein Erfolgsrezept. Solange die Interpretation fehlt, bleiben wir auf halbem Weg stehen.

Interessant ist auch, wie unterschiedlich Stakeholder mit denselben Tabellen umgehen. Administrierende betrachten meist nur aggregierte Durchschnittswerte, während Lehrkräfte eher an Einzelverläufen interessiert wären. Studierende sehen wiederum überhaupt nichts davon, obwohl genau ihr Verhalten eigentlich Mittelpunkt der Analyse sein sollte. Dieser Bruch macht deutlich: Daten sprechen nicht für sich selbst. Sie brauchen Übersetzung und Zielrichtung.

Dazu kommt noch ein kultureller Faktor. In vielen Organisationen wird „mehr Daten sammeln“ als Fortschritt gesehen, auch wenn niemand erklären kann, wie aus den zusätzlichen Informationen dann tatsächlich Maßnahmen entstehen sollen. Das erzeugt eine gewisse Schieflage: Wer eine neue Tracking-Funktion einführt, gilt als innovativ, aber wer konsequent fragt, wie daraus bessere Lernunterstützung entsteht, wirkt mühsam oder „detailverliebt“. So überlebt die Illusion, dass Sammeln an sich schon ein Erfolg sei.

Stellen Sie sich das Ganze wie ein Fitness-Tracker am Handgelenk vor. Er zählt Schritte, Puls, Kalorien und Schlafzyklen. Doch wenn Sie diese Werte nur betrachten und sich vielleicht über einen hübschen Wochenvergleich freuen, verändert sich Ihre Gesundheit kein bisschen. Erst wenn Sie merken, dass Sie im Schnitt zu wenig Tiefschlaf haben und deshalb die Abendroutine ändern, hat der Tracker einen Sinn. Genauso verhält es sich mit Learning Analytics: Die Zahl selbst ist nebensächlich, entscheidend ist die Ableitung.

Wir können den Punkt noch klarer machen. Nehmen wir an, ein Kurs zeigt eine Abschlussquote von 65 Prozent. Das klingt nach einer konkreten Zahl. Aber ohne Kontext ist sie wertlos. Geht es um ein besonders schweres Thema, in dem 65 Prozent sogar überdurchschnittlich gut sind? Oder liegt ein strukturelles Problem vor, das eigentlich leicht behoben werden könnte? Erst wenn die Zahl eingeordnet und die Ursache untersucht wird, entfaltet sie Bedeutung.

Darum ist klar: Die größte Schwachstelle liegt nicht im Mangel an Daten, sondern im Fehlen der Evaluation. Wir müssen die Zahlen mit Hypothesen verknüpfen, prüfen, welche Signale tatsächlich auf Probleme verweisen, und daraus konkrete Maßnahmen ableiten. Evaluation bedeutet nicht nur Auswertung, sondern auch Rückkopplung in den Prozess – der eigentlich entscheidende Teil.

Am Ende bleibt eine einfache Erkenntnis. Datensammlung ist niemals das Ziel, sondern lediglich der Einstieg. Sammlung bedeutet Schritt eins, aber nicht den Höhepunkt. Erst die Interpretation, die Verbindung zur Praxis und die Umsetzung schaffen echten Lernfortschritt. Erfolgreiche Analytics-Projekte zeigen genau das: Sie setzen Daten wie Werkzeuge ein, die konkrete Handlungen ermöglichen – nicht wie Trophäen, die im Regal verstauben.

Die Erfahrung zeigt, dass dieser Schritt vielen schwerfällt, weil er Verantwortung erzeugt. Wer Daten interpretiert, muss auch handeln. Ein Lehrer, der erkennt, dass ein Drittel seiner Klasse bei einem Thema abbricht, muss reagieren – sei es mit Zusatzmaterial, Gruppendiskussionen oder veränderten Methoden. Unbequeme Daten sind eine Aufforderung, nicht nur eine Statistik. Aber genau darin liegt die eigentliche Stärke von Learning Analytics, wenn es ernst genommen wird.

Die Mini-Payoff hier ist eindeutig: Daten ohne Handlung sind Dekoration. Daten mit Interpretation sind ein Werkzeug. Sie eröffnen die Möglichkeit, Lernprozesse Schritt für Schritt zu verbessern, Lernende gezielt zu unterstützen und den Unterricht an kniffligen Stellen wirkungsvoller zu machen. Mit anderen Worten: Erst die gezielte Auswertung macht aus rohen Zahlen einen echten Vorteil.

Die entscheidende Frage lautet jetzt: Wie erkennen wir, welche Daten überhaupt das Potenzial für solche Verbesserungen haben und welche nur Lärm erzeugen? Denn nicht jedes Dashboard-Symbol ist gleich wertvoll. Genau darauf schauen wir im nächsten Schritt.

Die Kunst, 'gute' Daten zu erkennen

Nicht alle Daten sind gleich wertvoll – und genau hier beginnt die eigentliche Kunst von Learning Analytics. In fast jedem modernen Learning Management System werden Unmengen an Zahlen gesammelt: wer sich eingeloggt hat, wie oft auf eine Seite geklickt wurde, wie lange ein Modul geöffnet war. Doch die zentrale Frage ist nicht, wie groß die Datenbank ist, sondern: Welche dieser Daten sagen wirklich etwas über den Lernerfolg aus? Und welche sind nur Zahlenrauschen, das uns beschäftigt hält, aber keine Handlung erzeugt?

Wenn wir ehrlich sind, neigen viele Administratoren dazu, genau diese oberflächlichen Werte als Beleg für Fortschritt zu nutzen. Ein Diagramm mit steigenden Anmeldungen wirkt beeindruckend, eine Statistik zu durchschnittlichen Sitzungszeiten sieht aus wie ein Erfolg. Aber was verrät sie wirklich? Nur weil jemand ein Modul zwei Stunden geöffnet hat, bedeutet das nicht, dass er inhaltlich verstanden hat, worum es ging. Vielleicht war nur der Tab offen, während nebenbei E-Mails beantwortet wurden. Hier zeigt sich die Illusion von Information: Die Zahl existiert, aber ihre Bedeutung ist zweifelhaft.

Vanity Metrics nennt man diese Art von Kennzahlen, die auf den ersten Blick schick aussehen, aber keinerlei Handlungswert besitzen. Sie schmücken Reports, aber keine Lehrkraft kann daraus eine konkrete Intervention ableiten. Genau das unterscheidet sie von guten Daten. Und hier wird es spannend: Der Unterschied liegt nicht im Sammeln, sondern im Einordnen.

Nehmen wir ein Beispiel, das fast überall auftaucht: Die gemessene Zeit pro Modul. Zwei Studierende durchlaufen denselben Kurs. Person A klickt sich in 30 Minuten durch, Person B benötigt zwei Stunden. Wenn wir nur die nackten Zahlen betrachten, wirkt es so, als ob B engagierter war. Doch die Tests am Ende zeigen, dass A fast alle Inhalte verstanden hat, während B große Schwierigkeiten hatte. In diesem Fall decken die Daten nur Aktivität ab, aber nicht den Lernerfolg. Ohne Verbindung zum eigentlichen Lernziel erzeugt die Metrik eine falsche Annahme.

Darum braucht es eine klare Trennung zwischen Signal und Rauschen. Gute Daten sind nicht automatisch die, die am leichtesten erfassbar sind. Gute Daten sind die, die im direkten Zusammenhang mit Ergebnissen stehen. Wiederholungsraten, Fehlversuche, Abbruchpunkte oder auch die Reihenfolge, in der Inhalte übersprungen werden – das sind Indikatoren, die näher an den tatsächlichen Schwierigkeiten liegen. Sie zeigen, wo Menschen hängenbleiben, und erlauben klare Rückschlüsse: Hier passt wahrscheinlich die Methode nicht, oder dieser Themenblock ist strukturell zu komplex.

Die Situation gleicht dem Umgang mit Dashboards in der Unternehmenswelt. Power BI etwa kann alles visualisieren, was sich messen lässt. Aber nicht jede KPI, die bunt dargestellt ist, führt automatisch zu einer besseren Entscheidung. Wenn ein Dashboard aus 15 Diagrammen besteht, klingt das nach Tiefe. Praktisch nutzen am Ende aber nur zwei oder drei der Werte, weil nur sie eine Verbindung zu den Zielen haben. Die Kunst ist deshalb nicht, so viel wie möglich zu messen, sondern konsequent zu prüfen: Welche Zahlen bringen mich zu einer Handlung?

Forschungsergebnisse stützen diese Sicht. Kontextreiche Daten – also solche, die den Lernprozess konkret beschreiben – sind deutlich relevanter als bloße Aktivitätsaufzeichnungen. Wenn man etwa erkennt, dass in einem Kurs 40 Prozent der Teilnehmer bei einer bestimmten Aufgabe scheitern, liefert das einen Ansatzpunkt für eine gezielte Änderung. Wird im Gegenzug nur gemessen, dass alle Kurse im Schnitt 25 Minuten geöffnet waren, bleibt die Aussage oberflächlich.

Hinzu kommt die zeitliche Dimension. Gute Daten helfen nicht nur im Rückblick auf abgeschlossene Lernphasen. Wenn sie in Echtzeit zur Verfügung stehen, können Teams sofort handeln. Ein Tutor kann zum Beispiel sofort eine Nachricht an Lernende schicken, wenn er sieht, dass viele gleichzeitig in einer Quizaufgabe festhängen. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht: Statt Fehler im Nachhinein zu analysieren, können Probleme während des Prozesses adressiert werden. So verwandeln Daten einen passiven Beobachtungsmodus in aktives Eingreifen.

Ein praktisches Beispiel macht es noch klarer: In einem Unternehmen fiel auf, dass viele Teilnehmende bei einem Pflichtkurs zum Datenschutz nach wenigen Minuten ausstiegen. Erst durch die Analyse der Exit-Punkte stellte sich heraus, dass die verwendeten Videos extrem lang und detailverliebt waren. Die reine Zahl von Logins hätte dieses Problem nie gezeigt. Erst die Kombination aus Verweildauer, Abbruchmoment und Feedback-Kommentaren machte sichtbar, dass die Aufbereitung das eigentliche Hindernis war.

Das bedeutet aber auch: Datensammlung muss bewusst gestaltet sein. Nur weil eine Plattform alle Klicks speichert, sind die Klicks noch kein echtes Signal. Wer gute Daten will, muss sich vorab überlegen, welche Fragestellung sie beantworten sollen. Wird Lernmotivation erfasst? Geht es um inhaltliches Verständnis? Oder will man wissen, wo technische Hürden im System liegen? Erst aus dieser Klarheit entsteht die Fähigkeit, Daten richtig einzuordnen.

Es reicht nicht, Zahlen einfach zu speichern. Gute Daten sind interpretierbar und handlungsnah. Wenn Sie aus einem Wert keine konkrete Konsequenz ableiten können, gehört er wahrscheinlich in die Kategorie „Rauschen“. Genau deswegen sollten nicht Lernende mit endlosen Reports überhäuft werden, sondern nur mit Zahlen, die tatsächlich eine Bedeutung tragen.

Um das Bild greifbar zu machen: Denken wir noch einmal an den Fitness-Tracker. Schritte zählen kann helfen, wenn Sie fitter werden wollen. Aber wenn das eigentliche Problem Schlafmangel ist, dann ist die Schrittzahl nur eine Nebelkerze. Erst wenn Sie die nächtlichen Erholungsphasen messen und daraus Änderungen im Alltag ableiten, entsteht eine Wirkung. Genau darin liegt die Analogie. Nicht alles, was sich messen lässt, ist auch messenswert.

Die echte Stärke von Learning Analytics liegt also weniger in der reinen Datenfülle, sondern in der gezielten Auswahl. Daraus ergibt sich eine Art Leitlinie: Gute Daten sind solche, die drei Eigenschaften haben. Erstens: Sie sind handlungsorientiert – also nicht abstrakt, sondern direkt mit einer möglichen Maßnahme verbunden. Zweitens: Sie sind messbar – klar definiert, ohne Interpretationsspielraum. Drittens: Sie stehen in direktem Bezug zum Lernerfolg. Alles andere ist Beiwerk.

Die Konsequenz daraus ist einfach, aber nicht trivial: Wer Analytics ernsthaft einsetzen will, muss konsequent filtern. Weniger ist hier tatsächlich mehr, nicht im Sinne von Verzicht, sondern im Sinne von Klarheit. Denn nur mit Signal statt Rauschen können Maßnahmen gezielt eingeführt werden, die Lernprozesse wirklich verbessern.

Und genau hier entsteht der Übergang zum nächsten Problem. Denn selbst wenn wir die richtigen Daten identifizieren, bleibt eine Herausforderung bestehen: Diese Werte müssen auch korrekt gelesen werden. Leider passieren dabei drei Fehler immer wieder, und sie ruinieren im schlimmsten Fall jedes Projekt – egal wie gut die Grundlage ist.

Drei Fehler, die jedes Analytics-Projekt ruinieren

Die meisten gescheiterten Learning-Analytics-Projekte haben erstaunlich ähnliche Muster. Wenn man mit Verantwortlichen spricht, klingt es oft so, als wären die Ursachen komplex und schwer greifbar. In Wirklichkeit sind es immer wieder dieselben Fehler, die sich wiederholen. Und genau das macht das Thema so spannend und gleichzeitig ernüchternd. Denn während viele Unternehmen stolz davon reden, „datengetrieben“ zu arbeiten, laufen sie in dieselben typischen Fallen, die längst bekannt sind.

Bevor wir tiefer einsteigen, kurz der Überblick: Drei Fehler tauchen in praktisch jedem Projekt auf. Erstens, es werden zu viele unstrukturierte Daten gesammelt. Zweitens, es fehlt die klare Verbindung zwischen erhobenen Zahlen und konkreten Maßnahmen. Und drittens, es gibt keine Iteration, also keine kontinuierliche Anpassung, sondern man betrachtet Learning Analytics als einmaligen Report. Jeder dieser Punkte klingt simpel. Aber in der Praxis richten sie großen Schaden an, weil sie Projekte blockieren, Ressourcen verschwenden und vor allem: keinen Mehrwert fürs Lernen erzeugen.

Fangen wir beim ersten an: unstrukturierte Datenmengen. Viele Unternehmen machen den Fehler, wirklich alles aufzuzeichnen, was ein System hergibt. Jeder Klick, jede Sessiondauer, jede einzelne Navigation innerhalb des Systems wird gespeichert. Am Ende liegt ein Berg an Daten vor, der zwar beeindruckend aussieht, aber schlicht nicht nutzbar ist. Stellen Sie sich eine Excel-Tabelle mit zehntausenden Zeilen vor, die kein Mensch mehr sinnvoll lesen kann. Hier entsteht nicht Transparenz, sondern eher Chaos. Genau in solchen Szenarien spricht man intern oft davon, „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen“.

Ein reales Beispiel dazu stammt aus einem Corporate-Learning-Programm in einem Industrieunternehmen. Dort wurden sämtliche Interaktionen im LMS protokolliert, bis hin zur Frage, wie lange eine Videopause dauerte. Nach einem Jahr war klar: Die Server liefen heiß, die Kosten für Speicherung explodierten, und trotzdem wusste niemand besser, warum bestimmte Inhalte nicht verstanden wurden. Das System war datenreich, aber nicht smarter. Der Irrglaube dahinter lautet: Je mehr Daten, desto genauer das Bild. Faktisch ist das Gegenteil der Fall – je mehr Rohdaten, desto größer der Aufwand, Muster überhaupt zu erkennen.

Kommen wir zum zweiten Fehler: die fehlende Verbindung von Daten zu Maßnahmen. Dies ist der Punkt, an dem selbst strukturierte Informationen oft ihre Kraft verlieren. Nehmen wir an, es gibt Zahlen darüber, dass nur die Hälfte der Teilnehmenden ein Modul abschließt. Diese Information ist an sich interessant. Aber wenn sie nicht mit Maßnahmen verknüpft wird – zum Beispiel gezielte Auffangübungen, Zusatzcoachings oder auch eine Überarbeitung des Materials – bleibt es eine nackte Statistik. Unternehmen präsentieren dann stolz PowerPoint-Folien mit solchen Zahlen in Strategiemeetings, doch im Alltag der Lernenden verändert sich nichts.

Eine häufige Situation sieht so aus: In der ersten Projektphase steht man vor den Daten, erkennt, dass 30 Prozent der Mitarbeitenden ab einer bestimmten Stelle abbrechen. Im Meeting nicken alle, weil das wie eine wertvolle Erkenntnis klingt. Doch in den nächsten sechs Monaten läuft alles weiter wie zuvor. Es gibt keine konkreten Lerninterventionen, keine begleitenden Tutorien, nicht einmal ein angepasstes Zeitfenster für die Aufgaben. Das Ergebnis: Die Statistik ist zwar bekannt, aber völlig wirkungslos. Genau hier zeigen sich die Schattenseiten von Analytics-Projekten, wenn sie mehr zur Dekoration als zur Steuerung genutzt werden.

Der dritte Fehler ist subtiler, aber mindestens genauso gefährlich: Keine Iteration. Viele Projekte behandeln Learning Analytics wie ein Audit. Man erhebt Daten, schreibt einen Bericht, zeigt Ergebnisse und denkt: „Damit ist es erledigt.“ Doch Lernprozesse sind dynamisch. Es reicht nicht, einmal im Jahr eine Analyse zu machen. Was heute noch ein Muster zeigt, kann in drei Monaten völlig irrelevant sein. Wer nicht regelmäßig überprüft, verliert die Aktualität der Daten – und noch schlimmer: man gewinnt einen falschen Eindruck von Stabilität.

Auch dazu ein Praxisbeispiel: In einem globalen Unternehmen wurde die Abschlussquote eines Pflichttrainings analysiert. Die erste Auswertung zeigte, dass sie bei etwa 70 Prozent lag. Alle Beteiligten waren zufrieden und nahmen an, das sei stabil. Ein Jahr später bemerkte man, dass die Zahlen massiv gefallen waren. Das Problem entstand nicht über Nacht. Es hatte sich langsam aufgebaut, aber niemand hatte zwischendurch erneut hingeschaut. Das zeigt: Ohne Iterationsschleifen verfehlt Learning Analytics seinen Sinn, weil es den Anpassungsprozess ausklammert.

Diese drei Fehler – Datenmassen ohne Struktur, fehlende Maßnahmen, keine Wiederholung – sind wie ein Kreislauf, der Projekte lähmt. Kaum ein Unternehmen macht alle drei gleichzeitig perfekt. In vielen Fällen stolpern sie über zwei davon, manchmal über alle. Und genau deshalb haben so viele dieser Initiativen einen schlechten Ruf. Denn was bleibt, ist ein Gefühl von Aufwand ohne Ertrag.

Interessant ist, dass Studienergebnisse aus der Praxis diese Muster bestätigt haben. Viele Organisationen geben an, dass sie „technisch alles richtig gemacht“ haben, aber keinen messbaren Nutzen sehen. Übersetzt heißt das in den meisten Fällen: Sie sind in eine der drei typischen Fallen getappt. Das belegt, dass es nicht um technische Grenzen geht, sondern um strukturelle Arbeitsweisen.

Wenn wir es von einer anderen Seite betrachten, ist es wie bei einer Fabrik, die zwar modernste Sensoren installiert hat, aber keinen Prozess entwickelt, auf deren Werte zu reagieren. Die Maschinen melden Temperaturen, Vibrationen und Stromverbrauch. Aber wenn niemand diese Werte in konkrete Wartungspläne umsetzt, brennen Motoren trotzdem durch. Aufgezeichnete Daten ohne Konsequenz bleiben eben wertloses Rauschen.

Die gute Nachricht: Wer diese drei Fehler aktiv vermeidet, steigert sofort die Handlungsfähigkeit. Schon allein die Disziplin, sich auf wenige strukturierte Datenpunkte zu fokussieren, sorgt dafür, dass die Berichte klarer und die Diskussionen zielgerichteter sind. Wenn zusätzlich jede Kennzahl mit einer möglichen Maßnahme verknüpft wird, entsteht eine echte Handlungslogik. Und wenn schließlich Iteration als Grundprinzip etabliert ist – also regelmäßig neue Analysen, Feedbackschleifen und Anpassungen – verwandelt sich Analytics von einer Tabellenübung in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.

In der Realität bedeutet das, dass Unternehmen plötzlich sehr schnell reagieren können. Eine steigende Fehlerrate bei Tests muss dann nicht als „Problem im nächsten Quartal“ erscheinen, sondern kann innerhalb weniger Tage zu einer Anpassung im Kurs führen. Genau diese Geschwindigkeit unterscheidet Datenprojekte, die echten Nutzen schaffen, von denen, die in PowerPoint enden.

Am Ende reduziert sich also alles auf eine klare Einsicht: Learning Analytics ist keine einmalige Kennzahlenübung, sondern ein fortlaufender Kreislauf von Beobachten, Handeln und Nachjustieren. Wer das verstanden hat, spart nicht nur Speicherplatz und Ressourcen, sondern baut Strukturen auf, die tatsächlich Lernerfolge absichern.

Und damit kommen wir automatisch zur nächsten Frage. Denn selbst das beste System nützt wenig, wenn Lernende zu spät Unterstützung bekommen. Die eigentliche Stärke von Analytics zeigt sich erst dann, wenn man rechtzeitig erkennt, wer Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren – bevor es zu spät ist.

Lernende identifizieren, bevor sie scheitern

Stellen Sie sich vor, Sie könnten schon Wochen vorher wissen, welcher Student den Kurs abbrechen wird. Nicht als Bauchgefühl, sondern als objektive Vorhersage auf Basis von Datenmustern. Genau hier setzt Predictive Analytics in modernen Lernplattformen an. Während herkömmliche Berichte rückwirkend zeigen, wie der Kurs lief, geht es hier darum, Signale frühzeitig wahrzunehmen, die auf ein mögliches Scheitern hindeuten. Die Logik ist einfach: Wer rechtzeitig Warnzeichen erkennt, kann reagieren, bevor der Schaden entsteht.

Das Problem ist jedoch, dass die meisten Lernumgebungen ohne diese Frühwarnsignale arbeiten. Lehrkräfte oder Administratoren bemerken Schwierigkeiten oft erst, wenn es zu spät ist – etwa wenn ein Studierender bereits abgebrochen hat oder Prüfungen in Serie nicht bestanden werden. An diesem Punkt ist die Möglichkeit zur Intervention stark eingeschränkt. Der Unterschied zwischen reaktiver Schadensbegrenzung und proaktiver Unterstützung kann kaum größer sein.

Um das greifbarer zu machen, lohnt sich ein Blick auf typische Datenmuster. Ein klassisches Signal ist ein deutlicher Rückgang der Aktivität. Wenn ein Student anfangs regelmäßig Aufgaben bearbeitet und sich plötzlich über mehrere Wochen hinweg kaum mehr einloggt, entsteht ein erstes Risiko. Es geht dabei nicht um zufällige kurze Pausen, sondern um fortlaufende Tendenzen. Ein weiterer typischer Indikator: wiederholte Fehlversuche bei Tests oder Übungen. Wer konstant dieselben Konzepte nicht versteht, gerät in Gefahr, den Anschluss ganz zu verlieren. Genau diese Muster erkennen Predictive-Modelle in Datenströmen und wandeln sie in Warnungen um.

Unternehmen, die solche Systeme nicht einsetzen, sehen die Konsequenz oft erst spät. In klassischen Lernumgebungen tauchen Warnsignale meist in Form von Endergebnissen auf – eine niedrige Abschlussrate, schlechte Durchschnittsnoten, hohe Abbruchzahlen. Das sind alles Fakten, die im Nachgang betrachtet werden. Doch zu diesem Zeitpunkt ist der Zug abgefahren. Studierende, die den Kurs verlassen haben, lassen sich nicht mehr zurückgewinnen. Deshalb ist es im Vergleich fast tragisch, dass ein Großteil von Organisationen Potenziale liegen lässt, indem sie erst am Ende in die Daten schauen.

Ein Beispiel aus der Praxis: In einem Unternehmen brach die Teilnahmequote an einem Pflichttraining zur Arbeitssicherheit nach drei Wochen massiv ein. Erst nach dem Kursende bemerkte man, dass fast ein Drittel der Beschäftigten die Schulung nie abgeschlossen hatte. Mit reaktiver Auswertung ließ sich lediglich notieren, wie hoch der Schaden war. Wäre jedoch Predictive Analytics genutzt worden, hätten Rückgangsmuster schon nach den ersten zehn Tagen sichtbar gemacht, dass bestimmte Gruppen abspringen. Frühere Interventionen – etwa Erinnerungen, kürzere Module oder zusätzliche Hilfen – hätten den Trend verlangsamen oder gestoppt.

Genau hier entstehen neue Möglichkeiten innerhalb des Microsoft-365-Ökosystems. Mit Power Automate lässt sich ein Early-Alert-System aufbauen, das automatisch reagiert, wenn definierte Muster auftreten. Sinkt zum Beispiel die Aktivität eines Lernenden unter eine bestimmte Schwelle, kann das System eine Benachrichtigung an den zuständigen Tutor auslösen – ohne dass jemand täglich manuell Reports prüfen muss. Der Tutor erhält die Info direkt in Teams und kann den Lernenden gezielt ansprechen. So entsteht eine Verbindung zwischen Analyse und Aktion, die in Echtzeit funktioniert.

Das klingt zunächst simpel, ist aber in großen Organisationen ein entscheidender Vorteil. Denn in Unternehmen mit mehreren tausend Lernenden ist es unmöglich, manuell den Fortschritt jedes einzelnen im Blick zu behalten. Automatisierte Benachrichtigungen übernehmen diese Aufgabe und sorgen dafür, dass kein Signal unbemerkt bleibt. Wichtig ist dabei, dass die Schwellenwerte klug gewählt werden. Eine verpasste Aufgabe ist noch kein Alarmsignal. Aber eine Kombination aus längerer Inaktivität, wiederkehrenden Fehlversuchen und fehlenden Login-Aktivitäten über mehrere Tage hinweg deutet sehr wohl auf ein Risiko hin.

Interessant wird es außerdem, wenn verschiedene Datenquellen miteinander kombiniert werden. Angenommen, das LMS meldet abnehmende Aktivität und gleichzeitig zeigt das HR-System erhöhte Fehlzeiten am Arbeitsplatz. In dieser Konstellation entsteht ein viel deutlicheres Risiko-Muster. Mit Predictive Analytics können solche Datenpunkte automatisch verknüpft und interpretiert werden. Für die Verantwortlichen heißt das: Sie erhalten keine losgelösten Zahlen mehr, sondern konkrete Risikoindikatoren.

Natürlich stellt sich hier die Frage, wie Lernende auf ein solches System reagieren. Niemand möchte das Gefühl haben, permanent überwacht zu werden. Der entscheidende Punkt liegt deshalb in der Transparenz. Studierende oder Mitarbeitende sollten wissen, dass es ein Frühwarnsystem gibt – und dass es nicht dazu dient, zu bestrafen, sondern zu unterstützen. Wenn klar kommuniziert wird, dass das Ziel eine frühzeitige Hilfe ist, entsteht Akzeptanz. Genau dann wird Analytics nicht als Kontrollinstrument empfunden, sondern als Service.

Ein positiver Nebeneffekt solch proaktiver Ansätze liegt darin, dass Lernenden rechtzeitig kleine Impulse gegeben werden können, statt große Korrekturen nachholen zu müssen. Wenn man nach der dritten fehlgeschlagenen Übung ein individuelles Micro-Learning-Modul zuspielt, verhindert man möglicherweise schon das Scheitern an der späteren Abschlussprüfung. Das entlastet nicht nur die Studierenden, sondern auch die Organisation, weil weniger Nachschulungsmaßnahmen notwendig sind.

Praktisch zeigt sich diese Dynamik in Unternehmen, die Power Automate in Kombination mit MS Teams nutzen. Hier wird nicht nur ein „Störfall“ gemeldet, sondern direkt ein Handlungsprozess gestartet. Ein Tutor bekommt eine Aufgabe im Teams-Kanal zugewiesen – mit dem Hinweis, eine kurze Check-in-Session mit dem betroffenen Lernenden anzubieten. Aus einem bloßen Datenpunkt ist so innerhalb weniger Sekunden eine konkrete Maßnahme geworden. Das unterscheidet proaktives System-Design von der klassischen Reporting-Mentalität.

Es lohnt sich an dieser Stelle, den Unterschied zwischen „Alarmierung“ und „Erschlagen mit Daten“ klar zu machen. Ein Report, der hundert Spalten enthält, führt nicht automatisch zu Aktion. Ein gezielter Alarm hingegen, der genau im Moment einer kritischen Entwicklung ausgelöst wird, erzeugt eine Handlung. Genau das ist es, was viele klassische Learning-Analytics-Projekte verpassen: Sie dokumentieren Rückblicke, anstatt Eingriffe im Moment der Entstehung zu ermöglichen.

Mit Predictive Analytics lassen sich zudem Szenarien testen. Systeme lernen aus historischen Daten. Wenn man sieht, dass ein bestimmtes Verhalten in der Vergangenheit oft zu einem Kursabbruch geführt hat, kann man dieses Muster für die Zukunft nutzen. Daraus entsteht eine Art Prognosekraft: Nicht nur feststellen, was war, sondern vorhersehen, was wahrscheinlich passieren wird. In der Praxis bedeutet das, dass ein Student, der heute bestimmte Signale zeigt, bereits in eine Risikogruppe eingeordnet wird – lange bevor er tatsächlich abbricht.

Die Konsequenz liegt auf der Hand: Learning Analytics verändert seine Rolle von einer reinen Beobachtung hin zu einem aktiven Steuerungsinstrument. Statt Schadensbegrenzung am Ende wird proaktive Unterstützung am Anfang möglich. Lehrkräfte, Tutoren und Administratoren erhalten damit die Chance, Probleme zu adressieren, bevor sie überhaupt kritisch werden. Genau das ist der Unterschied zwischen einem Werkzeug, das stapelweise Berichte erzeugt, und einem System, das tatsächliche Lernerfolge sichern kann.

Wenn wir diese Denkweise akzeptieren, dann wird klar, dass Predictive Analytics nicht Luxus, sondern Grundbedingung für ernsthafte Lernunterstützung ist. Die Kosten entstehen nicht dadurch, dass man ein solches System aufsetzt – die eigentlichen Kosten entstehen, wenn man es nicht tut und Lernende zu spät verliert.

Und damit öffnet sich die nächste zentrale Frage. Denn um Risikomuster zuverlässig zu erkennen, braucht es die richtigen Metriken im Dashboard. Nicht jede Zahl gehört dorthin, nicht jede Visualisierung erzeugt Handlungswert. Welche Werte sind wirklich entscheidend für ein Power-BI-Dashboard, das nicht blendet, sondern Orientierung gibt? Genau dort setzen wir als Nächstes an.

Die richtigen Metriken in Power BI

Nicht jede Zahl gehört ins Dashboard – und genau hier trennt sich nützliche Analyse von dekorativem Statistik-Spielzeug. Die entscheidende Frage lautet: Welche KPIs haben echten Handlungswert? Power BI kann beliebig viele Metriken darstellen, aber wenn ein Dashboard mehr Fragen aufwirft als es beantwortet, dann wurde es falsch gebaut. Im Alltag bedeutet das oft: weniger ist mehr. Denn während Tabellen, Diagramme und Filter leicht zu erstellen sind, ist es deutlich schwieriger, daraus zielgerichtete Botschaften zu destillieren.

Am Anfang lohnt es sich, mit den klassischen Metriken zu arbeiten, die in fast jedem E-Learning-Setting auftauchen: Completion Rates, Quiz-Scores und Drop-off-Raten. Diese Werte sind einfach zu verstehen und direkt mit Ergebnissen verknüpft. Eine Completion Rate zeigt, wie viele Teilnehmende einen Kurs abgeschlossen haben. Quiz-Scores machen den Grad des Verständnisses deutlich, und Drop-off-Raten zeigen an, an welchen Punkten Lernende den Kurs abbrechen. Alle drei liefern etwas Unterschiedliches – Verbindlichkeit, Wissensstand und Motivation – und das macht sie für Dashboards wertvoll.

Das Problem entsteht erst, wenn jede denkbare Kennzahl gesammelt und als Chart visualisiert wird. Zu viele Grafiken haben denselben Effekt wie ein chaotisches Whiteboard: man sieht vieles gleichzeitig, aber nichts davon sticht hervor. Entscheidungsträger fühlen sich dann nicht informiert, sondern überfordert. Das ist auch der Grund, warum Power BI zwar unendlich viele Visualisierungsmöglichkeiten hat, aber ein gutes Dashboard selten mehr als eine Handvoll Kernelemente enthalten sollte. Ein häufig gemachter Fehler ist es, Spielereien zu bauen, die zwar bunt aussehen, aber keinen Erkenntniswert haben.

Ein praktisches Beispiel dafür sind Heatmaps zu Abbruchpunkten. Statt komplizierte Verlaufsdiagramme mit zehn Filteroptionen zu erzeugen, reicht oft eine einfache visuelle Darstellung, die zeigt: Hier, genau an dieser Stelle im Kurs, verlieren wir die meisten Lernenden. Solch eine Heatmap beantwortet eine klare Frage – wo ist der Knackpunkt? – und gibt eine direkte Handlungsbasis. Man weiß sofort, wo man eingreifen sollte. Verglichen damit sind dekorative, aber abstrakte Charts wie „durchschnittliche Klickanzahl pro Modul über alle Gruppen hinweg“ optisch interessant, aber schwer in eine Maßnahme zu übersetzen.

Die wahre Stärke von Power BI liegt ja nicht darin, einfache CSV-Dateien schöner darzustellen, sondern Datenquellen zu kombinieren. Ein LMS allein liefert oft nur Aktivitätswerte. Erst wenn man diese mit HR-Daten, Feedback-Umfragen oder Performance-Kennzahlen kombiniert, entsteht Tiefe. Stellen wir uns ein Szenario vor: Drop-off-Raten in einem Compliance-Kurs werden mit Mitarbeiter-Fluktuation in derselben Abteilung verbunden. Plötzlich ergibt sich ein neues Muster. Der Abbruch ist nicht zufällig verteilt, sondern konzentriert sich bei Teams mit besonders hoher Arbeitslast. Solche Einsichten entstehen nur, wenn das Dashboard mehr kann als eine Plattform isoliert abzubilden.

Erfahrungswerte zeigen außerdem, dass Dashboards, die auf unternehmensweiten Metriken basieren, deutlich wertvoller sind als solche, die auf individueller Ebene im Detail verlieren. Denn Führungskräfte wollen nicht wissen, ob eine einzelne Person zweimal weniger eingeloggt war, sondern welche Bereiche strukturell Lernprobleme haben. Genau hier hilft Power BI mit hierarchischen Visualisierungen, die das große Ganze zeigen, ohne Details zu verlieren. Man kann also Abteilungen vergleichen, Programme gegeneinander stellen und trotzdem im Einzelfall bis zum Rohdatensatz zurückspringen.

Dabei spielt Drill-Through eine entscheidende Rolle. Aggregierte Werte wie „80 Prozent Kursabschluss“ sind auf Führungsebene hilfreich. Aber wenn Problemsituationen sichtbar werden, braucht es die Möglichkeit, in die Tiefe zu gehen. Power BI erlaubt genau das: ein Klick und man sieht, welche Teams diese Quote nach unten ziehen, welche Module auffällig sind oder welche Aufgaben ungewöhnlich hohe Fehlversuchsraten haben. Aggregation ohne Drill-Through ist wie ein Stadtplan ohne Straßen: hübsch, aber unbrauchbar, wenn man wissen will, wo genau das Problem liegt.

Ein Beispiel aus dem Alltag macht das greifbarer. In einem Unternehmen zeigte das Power-BI-Dashboard eine aggregierte Zufriedenheitsrate im Training von 75 Prozent. Klingt solide. Per Drill-Through stellte man aber fest, dass die Werte massiv auseinanderdrifteten: Einige Teams lagen knapp über 90 Prozent, während andere unter 50 waren. Diese Erkenntnis ging im Durchschnitt vollkommen unter. Erst die Analyse in der Tiefe machte sichtbar, dass bestimmte Teams technisch schlecht angebunden waren und dadurch deutliche Nachteile hatten. So wurde klar, dass nicht das gesamte Programm schlecht lief, sondern einzelne Faktoren lokal Probleme verursachten.

Das zeigt die Kernlogik: Dashboards müssen Entscheidungsfelder aufzeigen, nicht nur Zahlen dekorieren. Mit den richtigen Metriken kann Power BI genau das leisten. Es macht sichtbar, wo Handlungsbedarf besteht, ohne Entscheidungsträger mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen. Wer sich dabei an Handlungsorientierung hält, vermeidet, im Rauschen zu versinken. Denn was bringt ein Chart, das keinen klaren nächsten Schritt suggeriert? In der Regel gar nichts.

Hinzu kommt noch ein psychologischer Aspekt. Entscheidungsträger akzeptieren Zahlen leichter, wenn diese verständlich und in relationalem Kontext dargestellt werden. Ein Diagramm, das zeigt, dass Team A eine um 15 Prozent höhere Abschlussrate hat als Team B, erzeugt sofort Handlungsdruck. Im Vergleich dazu wirkt eine Zahl wie „Durchschnittliches Log-in-Zeitfenster: 17 Minuten“ abstrakt und ohne direkte Konsequenz. Gute Dashboards sprechen also die Sprache der Entscheidung, nicht die Sprache der Rohdaten.

Einen weiteren Effekt sieht man in der Balance zwischen Übersicht und Detail. Wenn ein Manager sein Dashboard öffnet, sollte innerhalb von Sekunden klar sein: Wo läuft es gut, wo müssen wir ran? Genau dafür eignen sich KPIs wie Completion Rate, Abbruchquote und Lernergebnisse in Verbindung mit Cluster-Darstellungen. Alles, was diesen Kern überfrachtet, sollte erst im zweiten Layer über Drill-Through erreichbar sein. So funktioniert das Prinzip von Klarheit auf der Oberfläche, Tiefe bei Bedarf.

Interessant ist außerdem, dass gerade bei Lernplattformen Visualisierung oft stärker wirkt als reine Zahlenreihen. Ein Balken, der rot markiert ist, weil die Abbruchrate in einem Kurs über 30 Prozent liegt, motiviert stärker zur Handlung als eine Zahl in einer Tabelle. Power BI lässt diese Art visueller Ampelsignale zu und macht dadurch Muster auf einen Blick sichtbar. Gerade bei Themen wie Lernabbrüchen oder Fehlversuchen kann das den Unterschied machen, ob ein Problem überhaupt aufgegriffen wird oder in den Report-Zahlen übersehen bleibt.

Und genau hier wird die Mini-Payoff offensichtlich. Power BI ist nicht nur ein Präsentationswerkzeug, sondern ein Handlungsverstärker. Durch gezielt ausgewählte Metriken, kluge Kombinationslogik und Drill-Through-Optionen verwandelt es abstrakte Lernplattform-Daten in konkrete Managementaufgaben. Statt ungenutzten Tabellenbergen entstehen klare Einsichten: Hier gibt es ein Problem, hier sollten wir handeln.

Mit diesen Grundlagen ausgestattet, bleibt die Frage: Welche Strategien setzen wir danach um? Denn Metriken und Dashboards sind nur das Fundament. Die Wirkung entsteht erst, wenn die Daten zur Basis für konkrete Interventionen werden. Genau darum geht es im nächsten Schritt – wie wir aus Zahlen Maßnahmen entwickeln, die tatsächlich wirken.

Strategien entwickeln, die tatsächlich wirken

Daten ohne Aktion sind Werkzeuge ohne Handwerker – sie liegen bereit, aber verändern nichts. Die spannende Frage ist daher: Wie wählt man die passende Intervention, wenn ein Problem erkennbar wird? Denn nicht jede Maßnahme passt zu jeder Situation. Wenn Analytics nur sagt: „Hier gibt es Schwierigkeiten“, ist das hilfreich, aber noch nicht die Lösung. Der entscheidende Schritt folgt erst, wenn daraus eine konkrete Strategie entwickelt wird, die auch wirklich zu den Ursachen passt.

Interventionsstrategien in Learning Analytics sind immer kontextabhängig. Das bedeutet, dass man nicht einfach ein Standardpaket an Maßnahmen über alle Kurse oder Lernenden legen kann. Lernprobleme entstehen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Manchmal fehlt schlicht das Verständnis, manchmal ist die Motivation weg, manchmal blockieren äußere Faktoren wie Zeitknappheit oder technische Probleme. Erst wenn klar ist, was genau den Fortschritt verhindert, kann eine passende Strategie greifen.

Genau hier liegt eine der größten Gefahren in Analytics-Projekten: Man beobachtet ein Symptom und greift sofort zu einer pauschalen Antwort. Die Konsequenz ist dann häufig, dass Maßnahmen ins Leere laufen. Nehmen wir ein Beispiel. Ein Kurs zeigt hohe Fehlerraten in Tests. Die naheliegende Reaktion wäre, zusätzliche Übungsaufgaben bereitzustellen. Klingt logisch – doch was, wenn das Problem nicht im fehlenden Verständnis liegt, sondern darin, dass die Lernenden keine Motivation haben, das Material überhaupt ernsthaft zu bearbeiten? In diesem Fall schafft man mehr Material, das niemand nutzt. Das eigentliche Problem bleibt bestehen.

Der Unterschied zwischen Verständnis und Motivation ist entscheidend. Mehr Aufgaben wirken nur, wenn Studierende das Gefühl haben, dass sie durch Wiederholung weiterkommen. Fehlt dagegen die Motivation, braucht es ganz andere Strategien – Anreizsysteme, Gamification-Elemente oder individuelle Tutorien, mit denen jemand persönlich begleitet wird. Wer hier die falsche Intervention wählt, verschärft das Problem eher, statt es zu lösen.

Ein gutes Beispiel für diese Logik ist der Kontrast zwischen individuellem Tutoring und spielerischen Elementen wie Ranglisten oder Badges. Wenn ein Lernender an konkretem Inhalt scheitert, weil er ein Konzept nicht versteht, bringt es wenig, ihm Symbole oder Auszeichnungen zu geben. Hier hilft vor allem eine Eins-zu-eins-Sitzung oder eine gezielte Erklärung. Umgekehrt macht ein Tutoring wenig Sinn, wenn das Problem nicht fehlendes Wissen ist, sondern dass jemand gar nicht erst anfängt, weil die Motivation fehlt. In diesem Fall können spielerische Anreize tatsächlich dazu führen, dass er sich mit dem Material beschäftigt. Damit zeigt sich: Dieselbe Symptomatik – geringe Leistung – kann völlig unterschiedliche Ursachen haben, und nur eine kontextbezogene Intervention schafft Fortschritt.

Das klingt im ersten Moment selbstverständlich, doch in der Realität wird dieser Unterschied oft ignoriert. Viele Systeme reagieren standardisiert. Lernende, die schwächeln, bekommen automatisch mehr Material. Das wirkt auf den ersten Blick fleißig und konsequent, aber es erhöht nur die Last, ohne die Ursache zu beheben. Eine schlecht gewählte Intervention ist nicht harmlos – sie kann Lernfrust massiv verstärken.

Wir kennen dieses Muster auch aus HR-Learning-Projekten. Dort zeigt sich häufig das Spannungsfeld zwischen Mikro-Learning-Impulsen und langen Nachschulungsprogrammen. Mikro-Learning ist leicht zugänglich, dauert wenige Minuten und eignet sich ideal für kleine Wissenslücken oder wiederholende Festigung. Lange Nachschulungsprojekte hingegen haben ihre Stärke in systematischem Aufbau oder komplexeren Themen. Wer einem Mitarbeiter wegen simpler Verständnisprobleme ein mehrwöchiges Programm aufdrückt, blockiert Zeit und erzeugt Frust. Andersherum bringt ein drei-Minuten-Video niemandem etwas, wenn es wirklich um tiefgreifendes Fachwissen geht.

Das Beispiel macht klar, dass es nicht die „beste“ Intervention gibt, sondern immer nur eine passende Intervention für das jeweilige Problem. Genau an diesem Punkt trennt sich Learning Analytics, das Wirkung entfaltet, von solchen Projekten, die im Sand verlaufen. Wenn man Daten zwar sammelt, aber daraus nur pauschale Reaktionen ableitet, vertut man die Chance auf echten Mehrwert.

An dieser Stelle wäre es naiv zu denken, dass Daten die Arbeit völlig übernehmen. Daten zeigen nur Muster, aber die Entscheidung über die richtige Intervention bleibt eine menschliche Aufgabe. Lehrkräfte, Lernbegleiter oder HR-Verantwortliche müssen ableiten, ob es sich um ein inhaltliches, ein motivationales oder ein organisatorisches Problem handelt. Das klingt nach zusätzlichem Aufwand, ist aber gerade der Kern, warum gute Analytics-Systeme unterstützen, statt alles zu ersetzen.

Damit verbunden ist eine Erkenntnis, die sich wie ein roter Faden durch alle erfolgreichen Projekte zieht: Die Passung zwischen Problem und Intervention ist der entscheidende Erfolgshebel. Es bringt nichts, immer dieselbe Lösung auf unterschiedliche Herausforderungen zu werfen. Wer stattdessen genau hinsieht, Daten nutzt, um die Ursache zu verstehen, und dann eine passgenaue Strategie wählt, erzielt deutliche Verbesserungen.

Zur Verdeutlichung lässt sich auch eine falsche Intervention betrachten. In einem Unternehmen bemerkte man, dass viele Mitarbeitende ein IT-Training nicht abschlossen. Die sofortige Lösung war: mehr Termine, mehr Reminder-Mails, mehr Pflichtveranstaltungen. Das Ergebnis war paradoxerweise noch niedrigere Abschlussquoten, weil die zunehmende Zwangsstruktur Widerstand hervorrief. Erst als man durch Analyse verstand, dass die Teilnehmenden schlicht das Gefühl hatten, die Trainings seien nicht praxisnah, kam man auf die Idee, praxisorientierte Übungen einzubauen. Das führte binnen kurzer Zeit zu besseren Ergebnissen – nicht weil mehr gedrängt wurde, sondern weil die eigentliche Ursache adressiert wurde.

Solche Fälle zeigen, dass die Wahl der Intervention immer Risiken birgt. Eine falsche Maßnahme kostet nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern kann echte Rückschritte hervorrufen. Lernende fühlen sich entmutigt, wenn sie zusätzliche Aufgaben erhalten, obwohl sie eigentlich Motivation brauchen. Oder sie langweilen sich, wenn man ihnen Gamification-Elemente anbietet, obwohl sie gezielt fachliche Hilfe bräuchten.

Die Möglichkeit, maßgeschneiderte Maßnahmen abzuleiten, ist das eigentliche Ziel von Learning Analytics. Mit den richtigen Daten lassen sich diese Entscheidungen fundierter treffen. Das bedeutet nicht, dass jede Entscheidung automatisch richtig wäre. Aber es heißt, dass wir nicht mehr blind reduzieren, sondern mit größerer Präzision reagieren können. Genau hier liegt der Fortschritt: Daten eröffnen die Chance, Interventionen individuell anzulegen, statt Einheitslösungen zu produzieren.

Damit entwickelt sich das Bild: Daten sind der Ausgangspunkt, Intervention ist die Umsetzung. Erst in dieser Kombination entsteht Wirkung. Wer Daten ohne Handlung nutzt, bleibt beim Werkzeugkasten. Wer Handlung ohne Daten definiert, bleibt beim Bauchgefühl. Die wirkliche Verbesserung liegt in der Verbindung.

Mit den richtigen Daten und klaren Überlegungen lassen sich Strategien entwickeln, die Lernverhalten tatsächlich verändern. Das ist kein theoretisches Konstrukt, sondern gelebte Praxis in Organisationen, die kontinuierlich Evaluationsschleifen einbauen. Sie analysieren, entscheiden, setzen um, überprüfen – und justieren nach. Nur so bleibt der Lernprozess nicht statisch, sondern verbessert sich nachhaltig.

Und dennoch bleibt die Frage: Wenn das so klar ist, warum scheitern dann immer noch viele Projekte? Warum sehen Unternehmen trotz guter Daten und scheinbar passender Maßnahmen manchmal keinen messbaren Fortschritt? Genau das ist die nächste Baustelle – wenn Daten zwar korrekt erhoben und genutzt werden, aber der Unterschied in der Realität ausbleibt.

Wenn Daten keinen Unterschied machen

Warum scheitern selbst gut geplante Learning-Analytics-Projekte? Auf dem Papier sehen viele von ihnen hervorragend aus: neue Systeme, klare Kennzahlen, aufwendige Dashboards. Und trotzdem bleibt der erhoffte Effekt oft aus. Lernende zeigen keinen Fortschritt, die Abbruchquoten sinken nicht, und auch der ROI lässt sich nicht nachweisen. Das klingt paradox, weil scheinbar alles „richtig“ gemacht wurde. Der eigentliche Grund liegt häufig nicht in schlechter Technik oder fehlenden Daten, sondern in der Art und Weise, wie Ergebnisse interpretiert und bewertet werden.

Ein zentrales Problem ist die zu schnelle Schlussfolgerung. Daten werden erhoben, einmal ausgewertet, und die ersten sichtbaren Trends werden sofort als belastbare Ergebnisse gedeutet. Trotz aller guten Absichten entsteht so eine trügerische Sicherheit. Aber Einmalmessungen sind Momentaufnahmen, sie erfassen nicht die Entwicklung eines Prozesses, sondern nur einen zufälligen Ausschnitt. Wenn Entscheidungen allein darauf basieren, laufen Projekte in die falsche Richtung.

Genau das passiert oft in Unternehmen, die viel Geld in Lernplattformen investieren. Ein typisches Szenario: Ein neues Portal wird eingeführt, Mitarbeitende registrieren sich, die ersten Statistiken sehen solide aus. Nach einigen Monaten blickt man auf Teilnahmequoten und denkt: „Das läuft stabil.“ Doch nach einem Jahr zeigt sich, dass der Lernerfolg kaum messbar gestiegen ist. Noch schlimmer: Die erhofften Verbesserungen beim Wissenstransfer oder bei der Bindung von Mitarbeitenden sind ausgeblieben. Das Unternehmen hat investiert, aber keinen klaren Nutzen erzielt.

Warum geschieht das? Ein Grund ist, dass man Evaluation oft als nachträgliche Formalität betrachtet und nicht als integralen Bestandteil. Es reicht aber nicht, zu Beginn und am Ende ein paar Parameter zu vergleichen. Wer verstehen will, ob Lernprozesse tatsächlich besser werden, muss sie kontinuierlich überprüfen. Sonst entsteht eine Illusion: Zahlen suggerieren Fortschritt, während die Realität stagniert.

Man kann das mit einem GPS-Gerät vergleichen, das keine Satellitenupdates mehr empfängt. Die Anzeige zeigt weiterhin eine Route, aber sie stimmt nicht mehr mit der aktuellen Position überein. Wer sich darauf verlässt, fährt am tatsächlichen Ziel vorbei. Genauso entstehen Verzerrungen, wenn Lernprojekte einmalig gemessen und danach als erfolgreich erklärt werden. Das Dashboard zeigt sichere Werte, aber in Wahrheit basiert es auf veralteten oder unvollständigen Daten.

Fehler in der Datenerhebung verstärken diesen Effekt. Schon kleine Messabweichungen können zu falschen Interpretationen führen. Wenn beispielsweise nur die Teilnehmerzahlen erfasst werden, aber nicht die tatsächliche Nutzungstiefe, entsteht leicht die Annahme, dass ein hoher Anteil der Mitarbeitenden aktiv lernt. Dabei haben vielleicht viele nur kurz eingeloggt, um die Pflicht zu erfüllen, ohne den Kurs zu bearbeiten. Die rein formale Zahl „Registriert“ erzeugt ein gutes Gefühl, sagt aber nichts über den Lernerfolg aus.

Hier wird deutlich, wie wichtig saubere Evaluation ist. Modelle wie ADDIE, die ursprünglich aus der Didaktik stammen, betonen genau diesen Aspekt. Evaluation ist dort kein Anhängsel, sondern integraler Projektbestandteil. Nach der Analyse, dem Design, der Entwicklung und der Implementierung folgt nicht bloß ein Abschluss, sondern eine permanente Prüfung. Erst wenn Feedbackschleifen eingebaut sind, wird das Modell vollständig. Übertragen auf Learning Analytics heißt das: Nicht nur erheben, sondern immer wieder prüfen, vergleichen und korrigieren.

Ein Praxisbeispiel verdeutlicht das. Ein Unternehmen führte ein umfangreiches Compliance-Training ein. Nach dem ersten Quartal zeigte sich eine Abschlussquote von fast 80 Prozent. Für die Geschäftsführung klang das überzeugend. Die Zahlen landeten im Report und wurden als Beweis für den Erfolg genutzt. Doch schon in Gesprächen mit Mitarbeitenden stellte sich heraus, dass viele die Inhalte nur im Schnellverfahren durchgeklickt hatten. Einen echten Wissenszuwachs gab es kaum. Als das Thema einige Monate später relevant wurde, zeigten Tests, dass zentrale Inhalte nicht verstanden waren. Das Unternehmen hatte also hohe Quoten – und dennoch keinen Nutzen. Ein klassischer Fall von Fehlinterpretation durch fehlende Evaluation.

Genau an diesem Punkt wird deutlich, warum Loop-Feedback unverzichtbar ist. Ein einzelner Durchlauf, egal wie gründlich dokumentiert, liefert immer nur eine temporäre Sicht. Erst wenn nach der Umsetzung kontinuierlich überprüft wird, wie sich Verhalten und Ergebnisse verändern, entsteht ein realistisches Bild. Feedbackschleifen machen sichtbar, ob Maßnahmen tatsächlich Verbesserung bringen oder nur Zahlen kosmetisch verändern.

Das Problem ist auch kulturell. Viele Organisationen wollen schnelle Resultate vorzeigen. Gerade wenn viel Geld in ein Projekt gesteckt wurde, steigt der Druck, schon früh Erfolge zu melden. Dadurch werden Zwischenzahlen gerne als endgültige Belege präsentiert. Aber diese kurzfristige Sichtweise verhindert nachhaltige Entwicklungen. Daten werden zu schnell gefeiert, statt weiter hinterfragt. Doch nur durch ständiges Nachjustieren wächst ein Lernszenario wirklich.

Anders gesagt: Daten ohne kontinuierliche Überprüfung erzeugen keine Fortschritte, sondern Illusionen. Wer sich mit einmaligen Ergebnissen zufriedengibt, riskiert, Geld und Zeit in Programme zu investieren, die langfristig überhaupt nichts verändern. Der eigentliche Wert von Learning Analytics liegt nicht in hübschen Dashboards, sondern in der Fähigkeit, über längere Zeiträume hinweg Muster zu erkennen und Konsequenzen abzuleiten.

Ein Beispiel aus einem internationalen Konzern unterstreicht das. Dort wurden zunächst alle Trainings digitalisiert und ein großes Dashboard präsentiert. In den ersten Monaten sahen die Zahlen stabil aus. Doch in Relation zur Mitarbeiterentwicklung ergaben sich keinerlei Verbesserungen bei den Skills, die eigentlich gestärkt werden sollten. Erst ein später ergänztes Feedbacksystem zeigte, dass viele Mitarbeitende die Inhalte oberflächlich konsumierten und schnell wieder vergaßen. Die ursprüngliche Bewertung, das Projekt sei erfolgreich, hielt einer tieferen Prüfung nicht stand.

Hier zeigt sich die Bedeutung von Langzeitmessungen. Kurzfristige Daten sind oft trügerisch, langfristige Beobachtungen enthüllen dagegen echte Trends. Ein Kurs, der am Anfang viele Teilnehmende begeistert, kann nach einigen Monaten gar keine Wirkung mehr entfalten. Nur wer regelmäßig evaluiert, sieht solche Entwicklungen rechtzeitig.

Im Kern bedeutet das, dass Learning Analytics nicht mit der Auswahl der richtigen Metriken endet. Auch wenn gute KPIs und saubere Visualisierungen entscheidend sind – der entscheidende Faktor bleibt die kontinuierliche Schleife von Datenerhebung, Evaluation, Handlung und erneuter Prüfung. Ohne diesen Zyklus ist jedes Projekt unfertig.

Wer diesen Kreislauf ignoriert, baut auf Sand. Ein Dashboard kann beeindrucken, Statistiken können Sicherheit suggerieren. Doch ohne Loop-Feedback bleiben Fortschritte eingebildet. Die Gefahr ist groß, dass Entscheidungsträger auf Basis trügerischer Daten falsche Prioritäten setzen, Lernende unnötig belasten oder Ressourcen auf irrelevante Maßnahmen verschwenden.

Darum gilt: Evaluation ist kein Punkt am Ende, sondern der rote Faden in jedem Projekt. Nur wenn Ergebnisse ständig überprüft und zurückgespielt werden, wird aus Learning Analytics ein Werkzeug, das Lernende wirklich unterstützt. Alles andere bleibt Fassade.

Und damit stellt sich die nächste wichtige Frage: Selbst wenn wir Daten regelmäßig prüfen, wie vollständig ist das Bild überhaupt? Denn ein LMS allein zeigt nur einen kleinen Ausschnitt. Um Lernprozesse wirklich zu verstehen, muss man verschiedene Datenquellen miteinander kombinieren. Genau dort setzen wir im nächsten Schritt an.

Die Macht kombinierter Datenquellen

Ein einzelnes LMS liefert nur ein eingeschränktes Bild. Es zeigt Ihnen vielleicht, wer sich eingeloggt hat, wie oft ein Video gestartet wurde oder welche Quizfragen am häufigsten falsch beantwortet wurden. Aber sobald Sie sich darauf verlassen, diese Einzelquelle als „Wahrheit“ über den gesamten Lernprozess zu betrachten, geraten Sie in eine ziemliche Schieflage. Denn Lernen passiert nicht isoliert in einem System, sondern ist eingebettet in Arbeit, Motivation, Umgebungsfaktoren und Rahmenbedingungen. Wenn Sie nur den LMS-Datensatz heranziehen, sehen Sie maximal einen Bruchteil davon.

Schauen wir uns die Vielfalt möglicher Datenpunkte genauer an. Sie haben die klassischen Quiz-Scores, die harte Fakten über das Verständnis liefern. Dazu Engagement-Daten wie Log-in-Häufigkeit, Abbrüche oder Durchlaufzeiten. Und dann existiert die HR-Dimension: Performance-Indikatoren, Zielvereinbarungen, Fluktuationsdaten oder Krankenstände. Jeder Bereich klingt für sich plausibel und nützlich. Aber ohne Verknüpfung bleiben diese Werte Inseln. Sie liegen wie isolierte „Islands of Information“ nebeneinander. Das ist ein Problem, weil Lernprozesse eben nie monokausal sind. Ein schlechter Testscore heißt nicht automatisch, dass der Lernende zu faul war – vielleicht war er überlastet, vielleicht fehlte relevanter Kontext, vielleicht gab es organisatorische Hürden.

Viele Unternehmen unterschätzen genau diesen Punkt. Sie schauen in die LMS-Daten und glauben, die Kernursachen verstanden zu haben. Aber was, wenn ein Team in demselben Kurs überdurchschnittlich schlecht abschneidet, weil es gleichzeitig eine hohe Vor-Ort-Arbeitsbelastung hatte? Ohne HR-Daten bleibt dieser Zusammenhang unsichtbar. Die Folge: Das Problem wird rein als Lernschwäche interpretiert, obwohl es eine strukturelle Belastung war. Genau hier entstehen falsche Interventionen.

Ein gutes Beispiel ist die Kombination von Trainingsdaten mit HR-Systemen. Wenn Sie Kursabschlüsse nicht nur zählen, sondern nebenbei sehen, welche Abteilungen die meisten offenen Stellen haben, ergibt sich ein klareres Bild. Vielleicht liegt die niedrige Quote gar nicht daran, dass Mitarbeitende unmotiviert waren, sondern daran, dass in dieser Abteilung schlicht Personalmangel herrschte und weniger Zeit für Trainings übrig blieb. Solche Talentlücken werden erst sichtbar, wenn Lern- und HR-Daten kombiniert werden. Das zeigt: Isolierte Systeme liefern nette Statistiken, aber keine echten Einsichten.

Im Microsoft-Ökosystem wird genau an solchen Schnittstellen gearbeitet. Power BI ist dabei der zentrale Hub – es zieht Daten aus LMS, HR-Systemen und Feedback-Kanälen zusammen. Aber auch Microsoft Teams und Viva Insights spielen eine Rolle. Teams-Daten können Aufschluss darüber geben, wie intensiv Lerngruppen zusammenarbeiten, während Viva Insights hilft zu verstehen, wie Arbeitsbelastung und Lernzeit im Widerspruch oder Einklang stehen. Sobald diese Quellen verbunden sind, öffnet sich plötzlich ein Gesamtbild, das vorher unsichtbar war.

Man könnte es mit einem Puzzle vergleichen. Einzelne Datenquellen sind wie vereinzelte Puzzleteile: erkennbar, aber nicht sinnvoll interpretierbar. Erst wenn Sie mehrere Teile nebeneinanderlegen, entsteht ein Sinnzusammenhang. Power BI übernimmt diese Rolle, indem es Daten modelliert und visualisiert, sodass Korrelationen sichtbar werden. Zum Beispiel: Ein Team mit vielen Überstunden laut Viva Insights zeigt gleichzeitig niedrigere LMS-Completion Rates. Plötzlich erkennt man, dass das Problem nicht didaktisch, sondern organisatorisch ist.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Ein Unternehmen analysierte die Verbindung zwischen Trainingsdaten und Vertriebsperformance. Isoliert betrachtet zeigten die Trainingsdaten, dass alle Mitarbeitenden die Pflichtkurse absolviert hatten. Die HR-Daten wiederum belegten stabile Zielerreichung. Erst durch die Kombination zeigte sich, dass diejenigen, die bestimmte optionale Kurse besucht hatten, langfristig deutlich höhere Vertriebsergebnisse erreichten. Diese Korrelation wäre in einer Einzelsicht völlig verschwunden. Der Mehrwert entstand durch die Zusammenführung.

Natürlich bringt die Kombination auch Komplexität mit sich. Je mehr Datenquellen integriert werden, desto schwieriger ist die saubere Modellierung. Unterschiedliche Systeme nutzen verschiedene Datenstrukturen, Metriken sind nicht immer kompatibel, und die Gefahr von Fehlinterpretationen steigt. Aber die Realität ist eben, dass wirkliche Einsichten selten aus einfachen Datensätzen entstehen. Wer ernsthaft verstehen will, wie Lernen wirkt, muss bereit sein, diese Komplexität in Kauf zu nehmen.

Das kann manchmal sogar unbequem sein. Wenn etwa HR-Daten und LMS-Zahlen gemeinsam zeigen, dass ganze Abteilungen strukturell unterversorgt sind, bedeutet das für Führungskräfte Handlungsbedarf. Man kann sich dann nicht mehr mit der einfachen Erklärung zufriedengeben, dass „die Lernenden nicht motiviert waren“. Kombinierte Daten decken Ursachen auf, die viel tiefer liegen. Das ist anstrengender, aber auch wirksamer.

Hier wird deutlich: Ein isoliertes LMS prägt den Blick stark in Richtung Verhalten im System. Aber Lernen findet eben nicht nur online statt. Informelle Wissensaustausche in Teams, das Arbeitsumfeld, die allgemeine Zufriedenheit und organisatorische Hindernisse – all das hat Einfluss auf Lernverhalten. Ohne diese Faktoren mitzudenken, bleibt das Bild zwangsläufig unvollständig.

Wenn man alles zusammenführt, entsteht dagegen ein echtes 360°-Bild. Stellen Sie sich vor, ein Manager sieht nicht nur, wie viele Kurse abgeschlossen wurden, sondern gleichzeitig, wie Lernen die Produktivität beeinflusst, welche Abteilungen Talentlücken haben und ob Mitarbeitende sich überlastet fühlen. Ein solches Dashboard liefert nicht nur Daten, sondern Entscheidungsgrundlagen. Es zeigt, wo man eingreifen sollte, und macht sichtbar, was bisher verborgen blieb.

Ein Beispiel für diese 360°-Sicht könnte sein: Ein Unternehmen bemerkt in den LMS-Daten, dass ein Cybersecurity-Kurs ungewöhnlich viele Abbrüche hat. Teams-Analysen zeigen, dass in derselben Abteilung gerade ein Shift-Projekt lief, das viele Besprechungen erforderte. Viva Insights dokumentiert parallel lange Arbeitszeiten und wenig Fokuszeit. Kombiniert ergibt sich eine klare Erklärung: Die Abbrüche liegen nicht an der Kursqualität, sondern an fehlender Lernzeit. Daraus folgt eine konkrete Maßnahme: Lernslots blocken, anstatt Inhalte weiter zu kürzen.

Man könnte sagen, dass kombinierte Datenquellen das Fundament für Kausalzusammenhänge legen. Statt rohe Korrelationen isoliert zu betrachten, lassen sie sich in einen Kontext einordnen. Das reduziert Fehlinterpretationen und erhöht die Chance, die richtige Maßnahme zu ergreifen. Genau das ist ja der eigentliche Anspruch von Learning Analytics: nicht nur Zahlen berichten, sondern Lernprozesse in einem realistischen Rahmen verstehen.

Theoretisch klingt das einfach, praktisch erfordert es aber solide Governance. Denn je mehr Systeme integriert werden, desto größer wird der Bedarf an Datensicherheit, Rollenverteilung und Compliance. Wer HR-Daten mit LMS-Informationen zusammenführt, muss besonders sorgfältig mit Datenschutz umgehen. Das bedeutet, dass technische Möglichkeiten und regulatorische Anforderungen immer Hand in Hand gehen müssen. Sonst wird aus der Chance ein Risiko.

Trotzdem ist der Schritt unverzichtbar. Ein LMS als Einzelquelle liefert eine nette Basissicht, aber kein vollständiges Bild. Erst im Zusammenspiel aus Lern-, HR- und Collaboration-Daten entsteht ein echtes Verständnis für Lernerfolge und deren Hürden. Deshalb gehört das Thema Kombination von Datenquellen zu den wichtigsten Bausteinen für nachhaltige Analytics-Projekte.

Und genau hier setzt der nächste Gedanke an. Wenn man einmal Datenströme verknüpft hat, warum sollte man dann deren Auswertung manuell vornehmen? Viel sinnvoller ist es, Systeme so zu gestalten, dass sie Probleme bereits automatisch erkennen und direkt Handlungen anstoßen. Wie das in einer Microsoft-365-Umgebung konkret funktioniert, schauen wir uns im nächsten Schritt an.

Probleme automatisch erkennen und handeln

Was, wenn Ihre Systeme automatisch Lernprobleme entdecken könnten, noch bevor jemand einen Report anfordert? Die Idee klingt nach Zukunftsmusik, ist aber längst praktischer Alltag in vielen Organisationen, die Microsoft 365 und die Power Platform nutzen. Statt manuell durch Dashboards zu klicken, lassen sich Prozesse so gestalten, dass Warnungen sofort ausgelöst werden. Das Ziel ist nicht mehr „zu beobachten“, sondern in Echtzeit handeln zu können, wenn Lernende in Schwierigkeiten geraten.

Die Grundidee basiert auf einem klaren Setup: Die Integration von Microsoft Power Platform, speziell Power Automate, in bestehende Lernsysteme. Schon heute erfassen Learning-Management-Systeme jede Menge Signale – Logins, Quiz-Ergebnisse, Abbruchpunkte. Mit Power Automate können diese Signale so verarbeitet werden, dass sie automatisch zu Handlungen führen. Beispiel: Sinkt die Aktivität eines Lernenden über einen definierten Zeitraum hinweg deutlich ab, stößt das System einen Prozess an. Kein aufwendiger Import, kein manuelles Scrollen durch eine Excel-Tabelle, sondern ein automatisierter Workflow.

Das Problem, das damit gelöst wird, ist offensichtlich: Manuelles Monitoring skaliert nicht in großen Organisationen. Wenn Hunderte oder gar Tausende Lernende parallel in Kursen unterwegs sind, ist es schlicht unmöglich, dass Lehrkräfte oder Administratoren jeden einzelnen Verlauf prüfen. Selbst wenn man ein komplett aufgebautes Dashboard in Power BI hat, bleibt es ineffizient, wenn eine Person regelmäßig selbst hineinsehen muss, um Probleme zu erkennen. Automatisierung koppelt die Überwachung vom Menschen ab und sorgt dafür, dass kritische Veränderungen nicht ohne Reaktion bleiben.

Ein anschauliches Szenario: Ein Power Automate-Flow ist so konfiguriert, dass er prüft, ob ein Lernender innerhalb von zehn Tagen keine Aktivität mehr zeigt. Wird diese Bedingung erfüllt, erstellt der Flow automatisch eine Benachrichtigung. Diese Nachricht landet direkt in Microsoft Teams beim zuständigen Tutor. Der Tutor muss also nicht aktiv suchen, sondern erhält die relevanten Informationen dann, wenn sie nötig sind. Gleichzeitig lässt sich der Flow erweitern: Er kann eine To-do-Aufgabe im Planner hinzufügen oder sogar einen Eintrag im CRM-System erzeugen, falls es sich um externe Lernende handelt.

Technisch betrachtet ist die Verknüpfung erstaunlich simpel. Power Automate kann mit einem LMS über APIs kommunizieren, prüft bestimmte Schwellenwerte und löst bei Bedarf Aktionen in Microsoft Teams aus. Der Tutor sieht direkt in seinem Chatfenster: „Achtung, Lernender X war seit zehn Tagen nicht aktiv.“ Zusätzlich kann eine Adaptive Card eingebunden werden, mit der sofort Optionen verfügbar sind – etwa eine Chatnachricht an den Lernenden oder die Terminierung einer kurzen Sprechstunde. Der entscheidende Vorteil besteht darin, dass nicht nur ein Alert erscheint, sondern gleich ein Startpunkt für konkrete Handlung.

Im Vergleich dazu wirkt der klassische Ansatz altmodisch. Früher bedeutete Analytics: Ein Administrator exportiert CSV-Dateien, erstellt Berichte und verteilt sie per Mail. Lehrkräfte schauen irgendwann hinein – vielleicht eine Woche später – und versuchen dann Maßnahmen einzuleiten. Dieser Prozess ist langsam, fragmentiert und abhängig von individueller Motivation. Mit Automatisierung entsteht dagegen ein Echtzeit-System: Anomalien werden nicht gesammelt, sondern sofort gemeldet. Aus einem manuellen Dashboard-Check wird eine aktive Handlungsstrategie.

Besonders interessant ist das wachsende Feld rund um AI Builder in der Power Platform. Hier geht es nicht nur darum, feste Regeln wie „zehn Tage inaktiv“ zu definieren, sondern Muster durch maschinelles Lernen zu erkennen. Das System kann historische Daten auswerten und Prognosen ableiten: Wer wahrscheinlich den Kurs abbrechen wird, wer zusätzliche Unterstützung benötigt, oder welches Modul besonders anfällig für Abbrüche ist. Diese Predictive Alerts erweitern die Logik erheblich. Sie melden nicht nur, wenn ein Problem sichtbar ist, sondern warnen, bevor es überhaupt kritisch wird.

Ein greifbares Beispiel: Historische Daten zeigen, dass Lernende, die drei Mal hintereinander denselben Quiztyp nicht bestehen, mit 60 Prozent Wahrscheinlichkeit den Kurs abbrechen. AI Builder kann dieses Muster erkennen und automatisch ein Signal ausgeben, sobald ein aktueller Lernender genau diesen Verlauf zeigt. Im System kommt daher rechtzeitig eine Nachricht an – nicht erst nach dem Abbruch, sondern in der Phase, in der noch gehandelt werden kann. Genau das ist der Unterschied zwischen retrospektiver Analyse und vorausschauender Unterstützung.

Das Ganze lässt sich organisatorisch je nach Bedarf skalieren. Manche Unternehmen nutzen Automatisierungen zunächst nur für kleine Pilotgruppen – etwa hochkritische Trainings wie Compliance oder Arbeitssicherheit. Dort ist das Risiko groß, wenn Mitarbeitende scheitern oder nicht teilnehmen. Andere weiten es Schritt für Schritt auf die gesamte Lernlandschaft aus. Das Prinzip bleibt identisch: Nicht mehr alles manuell prüfen, sondern Systeme die fortlaufende Überwachung übernehmen lassen.

Die Frage, die sich bei vielen dabei stellt: Entsteht dadurch nicht ein Übermaß an Benachrichtigungen? Ja, wenn man unbedacht jeden möglichen Trigger automatisiert, droht tatsächlich eine Flut. Aber richtig konzipiert, kann man mit Eskalationsstufen arbeiten. Erst wenn ein Muster mehrfach bestätigt ist, geht der Alarm raus. Oder man definiert Prioritäten – rote Meldungen bei hohem Risiko, gelbe Hinweise bei leichten Abweichungen. Auch das ist in Power Automate einfach abbildbar. Ziel ist nicht, Teams mit Nachrichten zu überladen, sondern relevante Probleme sichtbar zu machen, und zwar nur dann, wenn sie relevant sind.

Der Nutzen liegt klar auf der Hand. Statt Ressourcen für ständige Kontrolle zu binden, werden Menschen genau dann aktiv, wenn es nötig ist. Tutoren können sofort reagieren – eine Nachricht schicken, Lernressourcen bereitstellen oder eine individuelle Session organisieren. Auf Organisationsebene reduziert das sowohl Abbrüche als auch Nachschulungsaufwände. Denn wer früh reagiert, vermeidet, dass sich kleine Hürden zu großen Problemen entwickeln.

Darüber hinaus schafft Automatisierung auch Verlässlichkeit. In der klassischen Welt hängt es stark von einzelnen Personen ab, ob Reports gelesen und Konsequenzen gezogen werden. Mit automatisierten Flows wird das Risiko eliminiert, dass ein Warnsignal übersehen wird. Lernende profitieren, weil sie proaktiv Unterstützung erhalten, und Organisationen, weil sie strukturell absichern, dass niemand verloren geht.

Im Alltag gilt: Je größer die Organisation, desto größer der Effekt. Während ein Dozent in einem kleinen Seminarraum durchaus individuell beobachten kann, wer abdriftet, ist das in einem Unternehmen mit tausend Lernenden schlicht unmöglich. Hier gleicht Automatisierung einem zusätzlichen Sinnesorgan: Sie entdeckt Abweichungen, die Menschen bei dieser Menge gar nicht mehr erfassen können. Genau das macht die Integration in Microsoft 365 so wertvoll – Systeme arbeiten als Unterstützung, nicht als Ersatz.

Damit entsteht eine neue Qualität in Learning Analytics. Wir reden nicht mehr nur über das Beobachten von Zahlen, sondern über Systeme, die selbstständig Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Das ist mehr als Effizienzgewinn – es ist eine Transformation der Logik von „sehen und später reagieren“ hin zu „sofort wahrnehmen und direkt handeln“.

Am Ende stellt sich aber ein unausweichlicher Punkt: Wenn Daten automatisch gesammelt, analysiert und proaktiv geteilt werden, was passiert mit dem Thema Datenschutz? Gerade in Bildungskontexten ist Vertrauen die entscheidende Währung. Automatisierung klingt attraktiv – doch wie lässt sich sicherstellen, dass Lernende dabei nicht das Gefühl von Überwachung, sondern von Unterstützung erleben? Genau diese Frage müssen wir im nächsten Schritt behandeln.

Datenschutz und ROI messbar machen

Alles steht und fällt mit Vertrauen – ohne Datenschutz gibt es kein Projekt. Das klingt nüchtern, aber es ist die harte Realität. Sie können noch so ausgefeilte Predictive Analytics in Ihr LMS integrieren, noch so smarte Power-BI-Dashboards bauen, und die modernsten Automatisierungen per Power Automate hinterlegen – wenn die Lernenden oder Mitarbeitenden den Eindruck haben, dass ihre Daten unsicher verarbeitet werden, ist das ganze Projekt zum Scheitern verurteilt. Vertrauen ist hier die Basis, auf der alles andere aufbaut.

Die rechtliche Grundlage ist in Europa klar: DSGVO. Sie bestimmt, wie personenbezogene Daten erhoben, gespeichert und verarbeitet werden dürfen. Wer Learning Analytics betreibt, kann nicht einfach beliebig jede Interaktion im System tracken und speichern. Es geht um hochsensible Informationen, denn Lernfortschritte sind immer auch persönliche Profile. Wenn ein System sichtbar macht, wer Inhalte mehrfach nicht versteht oder Prüfungen wiederholt nicht besteht, dann berührt das automatisch die Persönlichkeitsrechte. Deshalb ist ein Analytics-Projekt nicht nur ein technisches Thema, sondern auch ein juristisches und kulturelles.

Weltweit stehen Unternehmen vor demselben Dilemma, wenn auch mit unterschiedlichen Standards. In den USA sind es andere Rahmenwerke, in Kanada, Australien oder Asien gibt es jeweils eigene Vorgaben. Der Kern bleibt aber: Ohne klare Regeln im Umgang mit sensiblen Lern- und Profildaten entsteht Misstrauen. Und Misstrauen ist Gift für jedes Lernprojekt. Wenn Mitarbeitende glauben, dass jede Fehlleistung dauerhaft gespeichert und möglicherweise für andere Zwecke genutzt wird, dann ändert sich ihr Verhalten. Sie vermeiden ehrliches Feedback, umgehen Systeme, oder melden sich gleich gar nicht mehr aktiv an. Damit verliert Learning Analytics seinen Sinn.

Es gibt dafür handfeste Beispiele. Unternehmen haben ehrgeizige Analytics-Projekte gestartet, inklusive Tracking aller Kursaktivitäten und automatisierter Risikoprofile. Anfangs schien die Technik beeindruckend, aber nach wenigen Monaten gab es massiven Widerstand seitens der Mitarbeitenden. Gewerkschaften oder Betriebsräte intervenierten, teils wurde medial diskutiert. In mehreren Fällen mussten die Projekte zurückgefahren werden – nicht weil die Technologie versagt hätte, sondern weil das Vertrauen fehlte. Wer hier einen Fehler macht, verliert nicht nur Daten, sondern auch die Unterstützung der Menschen, für die das Projekt eigentlich gedacht war.

Deshalb kommt Transparenz ins Spiel. Organisationen müssen klar erklären, welche Daten erfasst werden, wie sie verarbeitet werden und wofür sie genutzt werden. Es reicht nicht zu sagen „wir tracken für Optimierung“. Lernende wollen nachvollziehen können, dass es um konkrete Unterstützung geht, nicht um Kontrolle oder potenzielle Sanktionen. Ein Dashboard mag technisch faszinierend sein, aber wenn der Nutzer denkt: „Jeder Klick könnte gegen mich verwendet werden“, untergräbt das den ganzen Zweck. Transparenz bedeutet, vornherein offen zu legen, wie lange Daten gespeichert bleiben, wer Zugriff hat, und welche Art von Berichten erstellt wird.

Das führt direkt zur wirtschaftlichen Dimension – dem ROI. Denn die Frage der Verantwortlichen lautet fast immer: Lohnt sich das alles? Datenschutzkonforme Systeme sind teurer, weil sie Verschlüsselung, Rollensteuerung und oft aufwendige Cloud-Architekturen erfordern. Doch auf der Gegenseite stehen Einsparungen, die durch funktionierende Lernprozesse entstehen. Wenn Analytics rechtzeitig Abbrüche reduziert, teure Nachschulungen verringert und Mitarbeiterfluktuation senkt, dann amortisiert sich die Investition schnell. Der ROI besteht nicht im bunten Dashboard, sondern in den messbaren Verbesserungen der Lernleistung und den reduzierten Folgekosten.

Die Kunst liegt also darin, Datenschutz nicht als Kostentreiber zu betrachten, sondern als Investment. Ein System, das sicherstellt, dass Daten DSGVO-konform verarbeitet werden, schafft auch den Rahmen, in dem Lernende Vertrauen entwickeln. Dieses Vertrauen wirkt sich direkt auf die Nutzungsrate aus – und nur wenn Lernende aktiv teilnehmen, können die Daten überhaupt ihre gewünschte Wirkung entfalten. Projekte, die zwar billiger aufgesetzt sind, aber nach Monaten von der Belegschaft boykottiert werden, haben am Ende einen negativen ROI. Genau deswegen darf man die Rechnung nicht zu kurzfristig betrachten.

Welche Tools spielen dabei eine Rolle? Innerhalb des Microsoft-Ökosystems sind Security & Compliance Funktionen entscheidend. Mit der Kombination aus rollenbasierten Zugriffskontrollen, klassifizierten Datenrichtlinien und Verschlüsselung können Organisationen sicherstellen, dass sensible Lerninformationen nicht beliebig verstreut werden. Administratoren können festlegen, dass bestimmte Reports nur anonymisiert vorliegen oder dass Lernfortschritte nur aggregiert für Gruppen sichtbar sind. Diese technischen Möglichkeiten sind kein Nice-to-have, sondern unverzichtbar, wenn Learning Analytics nicht an Datenschutzfragen scheitern soll.

Ein praktisches Beispiel: Ein Unternehmen möchte Abbruchraten in Kursen analysieren. Theoretisch könnten die Daten so aufbereitet werden, dass sichtbar ist, welcher Mitarbeiter den Kurs nicht abgeschlossen hat. Doch DSGVO-konform bedeutet, dass dies nur für Tutoren oder verantwortliche Trainer sichtbar sein darf, nicht für Management-Reports auf höheren Ebenen. Für Führungskräfte reicht es zu sehen, dass eine Abteilung 25 Prozent Abbrecher hat. Auf individueller Ebene bleibt die Auswertung geschützt. Genau hier helfen Compliance-Funktionen, die Rollen differenzieren und verhindern, dass die Daten zu breit offenstehen.

Die Balance zwischen Datenschutz und ROI wird oft als Widerspruch dargestellt, ist aber in Wirklichkeit eine gegenseitige Bedingung. Ohne verlässliche Sicherheitsmaßnahmen hat ein Projekt keine Akzeptanz, also keinen ROI. Und ohne messbaren ROI fehlt die Rechtfertigung, Sicherheitsmaßnahmen zu finanzieren. Es ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Sicherheitsmechanismen sorgen dafür, dass Projekte langfristig nutzbar bleiben. ROI-Messungen wiederum zeigen, dass sich diese Maßnahmen wirtschaftlich lohnen.

Interessant ist, dass gerade das Thema ROI oft unterschätzt wird. Viele Unternehmen setzen auf Analytics, ohne am Anfang klare Erfolgskriterien zu definieren. Wenn dann später die Frage nach messbaren Ergebnissen auftaucht, fehlen belastbare Zahlen. Datenschutz wird dann schnell als „Kostenfaktor“ betrachtet, weil der Nutzen nicht auf dem Tisch liegt. Wer dagegen von Beginn an KPIs zur Erfolgsmessung definiert – zum Beispiel verbesserte Abschlussraten, reduzierte Nachschulungszeit oder verringerte Abbruchquoten – kann den ROI mit konkreten Zahlen belegen. Dann wird auch klar, dass der Datenschutz kein Bremsklotz ist, sondern ein Grundpfeiler für Akzeptanz und Effektivität.

Man darf auch nicht vergessen, dass Datenschutzfragen kulturelle Nebeneffekte haben. Wenn eine Organisation offen über Datennutzung kommuniziert, signalisiert sie Respekt vor den Mitarbeitenden. Dieses Signal steigert die Bereitschaft zur Mitarbeit und stärkt die Bindung. Im Umkehrschluss wirkt ein intransparentes Projekt wie ein verstecktes Kontrollinstrument – und schafft Misstrauen, das auch in andere Bereiche ausstrahlen kann.

Das Fazit dieses Teils ist also schlicht: Sicherheit und Datenschutz sind kein Hemmschuh, sondern die Bedingung dafür, dass Learning Analytics funktioniert. Die technische Umsetzung über Security & Compliance Tools ist machbar, aber die Haltung dahinter ist mindestens genauso entscheidend. Vertrauen muss aktiv aufgebaut werden, und nur so entsteht auch eine messbare Verbesserung.

Und wenn wir akzeptieren, dass Datenschutz und ROI keine Gegensätze sind, sondern Hand in Hand gehen, bleibt eine letzte Frage offen: Wie etabliert man einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der beides dauerhaft verbindet – sichere Datenverarbeitung und messbare Lernerfolge? Genau dort schließen wir im nächsten Schritt an.

Fazit: Der Kreislauf der Verbesserung

Am Ende zeigt sich klar: Daten allein bringen nichts. Erst wenn aus Sammlung, Anwendung und Evaluation ein geschlossener Kreislauf wird, entsteht echte Verbesserung. Ein Dashboard mag beeindrucken, aber ohne Handlung bleibt es eine Zahlenspielerei.

Genau hier setzt der praktische Nutzen an. Starten Sie klein, nutzen Sie Ihre vorhandenen M365-Tools, und legen Sie erste Verbesserungsloops an. Es muss nicht gleich das große Projekt sein, entscheidend ist die regelmäßige Rückkopplung.

Die eigentliche Kraft von Learning Analytics liegt nicht im Excel-Sheet, sondern in diesem kontinuierlichen Prozess, der Lernen sichtbar macht und Schritt für Schritt verbessert.

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